Der Kfz-Zulassungsbericht

Die größten Veränderungen und Trends beim Autobesitz in Deutschland 

Zwei Personen stehen vor einem Auto.
Zwei Personen stehen vor einem Auto.

Übersicht

Das Auto bleibt das bevorzugte Fortbewegungsmittel in Deutschland, wobei mehr als die Hälfte der Bevölkerung ein Fahrzeug besitzt. (1)  


In den letzten Jahren stellte sich jedoch die Frage, wie sich der Fahrzeugbesitz angesichts begrenzter Verfügbarkeit und steigender Kosten entwickeln wird. Obwohl das Jahr 2023 insgesamt ein positives Jahr für den Fahrzeugbesitz darstellte, sanken die Zulassungszahlen im Dezember 2023 drastisch und lagen 23 % unter dem Vorjahresniveau.


Immer mehr Menschen entscheiden sich für Alternativen zum eigenen Fahrzeug, wie zum Beispiel Auto Abos, die sowohl Kostenvorteile als auch größere Flexibilität bieten.


Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage: Wie hat sich die Automobillandschaft in Deutschland verändert? Welche Fahrzeugtypen haben an Beliebtheit verloren, und welche Autofarben werden zunehmend bevorzugt? Die Expert:innen von FINN haben die Zulassungsdaten analysiert, um die bedeutendsten Veränderungen und Trends im Fahrzeugbesitz in Deutschland im vergangenen Jahr aufzuzeigen.

Veränderung des Autobesitzes in Deutschland in den letzten 10 Jahren

Entwicklung des Autobesitzes in Deutschland in den letzten zehn Jahren

Die Daten zeigen, dass in Deutschland zwischen Januar und Juni 2024 über 1,47 Millionen Neuzulassungen von Autos verzeichnet wurden, was einem Anstieg von 5,35 % gegenüber dem gleichen Zeitraum im Jahr 2023 entspricht, als knapp 1,4 Millionen Fahrzeuge zugelassen wurden.


Verglichen mit dem gleichen Zeitraum im Jahr 2014, in dem fast 1,54 Millionen Neuzulassungen registriert wurden, ist dies jedoch ein Rückgang von 4,33 % über die letzten zehn Jahre.


Es gibt mehrere mögliche Gründe für diesen Rückgang im Fahrzeugbesitz, einer davon ist das steigende Durchschnittsalter der Fahrzeuge. Anfang 2023 lag das Durchschnittsalter der Autos in Deutschland bei 10 Jahren, während es im Jahr 2014 noch bei 8,3 Jahren lag, was eine Zunahme um 1,7 Jahre bedeutet. Diese Entwicklung deutet darauf hin, dass die Deutschen weniger häufig neue Autos kaufen als in der Vergangenheit.


Zusätzlich könnten Engpässe bei wichtigen Autoteilen und Störungen in den Lieferketten für den Rückgang der Neuzulassungen verantwortlich sein. Zwischen 1998 und 2018 wurden in Deutschland jährlich über fünf Millionen Autos produziert. Im Zeitraum zwischen 2020 und 2022 sank die durchschnittliche Jahresproduktion jedoch auf 3,4 Millionen Fahrzeuge. Diese Reduktion ist hauptsächlich auf die COVID-19-Pandemie zurückzuführen, die weltweit erhebliche negative Auswirkungen auf die Automobilproduktion hatte.


Der jüngste Anstieg der Neuzulassungen im Jahr 2024 deutet darauf hin, dass sich die Produktion in Deutschland langsam erholt und der Fahrzeugbesitz wieder ansteigen könnte.

Veränderung des Autobesitzes in den Bundesländern im letzten Jahr

Autobesitz in den Bundesländern: Veränderungen im vergangenen Jahr.

Mit Ausnahme eines Bundeslandes verzeichneten alle 16 Bundesländer im vergangenen Jahr einen Anstieg der Neuzulassungen. Sachsen-Anhalt verzeichnete mit einem Zuwachs von 24,20 % den mit Abstand größten Anstieg. Trotz dieses deutlichen Wachstums rangiert das Bundesland im Jahr 2024 jedoch nur auf Platz 11 der zulassungsstärksten Regionen. Zwischen Januar und Juni 2023 wurden in Sachsen-Anhalt 20.203 Pkw neu zugelassen, während im gleichen Zeitraum 2024 die Zahl auf 25.092 anstieg.


Auch in Hessen wuchs der Pkw-Bestand im vergangenen Jahr erheblich. Von Januar bis Juni 2023 wurden 161.215 Pkw in Hessen zugelassen. Diese Zahl stieg im ersten Halbjahr 2024 auf 180.916, was einem Zuwachs von 12,22 % entspricht.


Berlin war das einzige Bundesland, das im vergangenen Jahr einen Rückgang der Neuzulassungen verzeichnete. In den ersten sechs Monaten des Jahres 2023 wurden in Berlin über 41.140 Fahrzeuge neu zugelassen, während die Zahl ein Jahr später auf gut 32.210 sank, was einem Rückgang von 21,70 % entspricht. Dieser Rückgang könnte auf die Bemühungen Berlins zurückzuführen sein, das Land klimafreundlicher zu gestalten, indem autofreie Zonen eingerichtet und der CO2-Fußabdruck verringert werden.


Welche Automarken haben im vergangenen Jahr in Deutschland an Beliebtheit gewonnen?

Im letzten Jahr konnten einige Automarken in Deutschland beachtliche Popularitätszuwächse verzeichnen. Besonders hervorzuheben sind dabei BYD, Maxus und Mitsubishi, die alle deutlich an Beliebtheit gewonnen haben: 

1. BYD - 427 % Anstieg

Der chinesische Automobilhersteller BYD verzeichnete in Deutschland den größten Popularitätszuwachs. Zwischen Januar und Juni 2023 wurden in Deutschland knapp 230 Fahrzeuge von BYD neu zugelassen. Ein Jahr später stieg diese Zahl auf über 1.200, was einer beeindruckenden Steigerung von 427 % entspricht.


BYD, 1995 gegründet und mit Hauptsitz in Shenzhen, China, ist bekannt für seine Modelle wie die Qin Plus Limousine, die Dolphin Schräghecklimousine und den Song Plus Crossover SUV.

2. Maxus - 214 % Anstieg

Ein weiterer aufstrebender chinesischer Automobilhersteller in Deutschland ist Maxus, eine relativ junge Marke, die erst 2011 gegründet wurde. Als Tochterunternehmen von SAIC Motor produziert Maxus Fahrzeuge wie die SUVs D60 und D90 sowie die Minivans G10 und G90.


Im Zeitraum von Januar bis Juni 2024 wurden in Deutschland 44 Maxus-Fahrzeuge neu zugelassen, was einem Anstieg von 214 % gegenüber den 14 Zulassungen im gleichen Zeitraum des Jahres 2023 entspricht.

3. Mitsubishi - 123 % Anstieg

An dritter Stelle rangiert Mitsubishi, dessen Popularität im vergangenen Jahr um 123 % zugenommen hat. Im ersten Halbjahr 2023 wurden in Deutschland knapp 7.500 Fahrzeuge von Mitsubishi zugelassen, während die Zahl im gleichen Zeitraum 2024 bereits auf knapp 16.750 anstieg.


Mitsubishi, ein japanischer Automobilhersteller mit Hauptsitz in Tokio, wurde 1970 gegründet. Die Marke ist bekannt für Modelle wie den Mirage Fließheck, den Outlander Crossover SUV und den Xpander Minivan.


Obwohl die Neuzulassungen dieser drei Marken im letzten Jahr deutlich gestiegen sind, sollte man beachten, dass sie in Deutschland insgesamt weiterhin nicht zu den meistverkauften Automarken gehören.


Welche Automarken haben im letzten Jahr in Deutschland an Beliebtheit verloren?

Im vergangenen Jahr erlebten einige Automarken in Deutschland einen deutlichen Rückgang an Beliebtheit. Besonders betroffen waren Lynk & Co, Lada und Maserati, die alle einen signifikanten Rückgang bei den Neuzulassungen verzeichneten:

1. Lynk & Co - 98 % Rückgang

Lynk & Co verzeichnete im vergangenen Jahr den größten Popularitätsrückgang in Deutschland. Die chinesisch-schwedische Marke, die erst 2016 gegründet wurde und ihren Hauptsitz in Göteborg, Schweden, hat, spezialisiert sich hauptsächlich auf die Produktion von SUVs in verschiedenen Größen und Ausführungen, darunter der 01 Kompakt-SUV, der 08 Midsize-SUV und der 09 Full-Size-SUV.


Zwischen Januar und Juni 2023 wurden in Deutschland fast 1.680 Fahrzeuge von Lynk & Co zugelassen. Im darauffolgenden Jahr sank diese Zahl drastisch auf nur noch 40, was einem Rückgang von 98 % entspricht.

2. Lada - 81 % Rückgang

An zweiter Stelle steht der russische Automobilhersteller Lada mit einem Rückgang von 81 %. Zwischen Januar und Juni 2023 wurden in Deutschland 108 Autos der Marke zugelassen, im gleichen Zeitraum 2024 waren es nur noch 20.


Lada wurde 1973 gegründet und vermarktet seine Fahrzeuge als erschwinglich und preisgünstig. Das Unternehmen ist bekannt für Modelle wie den Granta, den Vesta und den Largus.

3. Maserati - 57 % Rückgang

Maserati, ein italienischer Hersteller von Luxusfahrzeugen, rangiert auf dem dritten Platz. Die 1914 gegründete Marke ist bekannt für ihre erstklassigen Modelle wie die Ghibli Limousine, das MC20 Cielo Cabriolet und den kompakten SUV Grecale.


Zwischen Januar und Juni 2023 wurden in Deutschland knapp 700 Maserati-Fahrzeuge zugelassen. Ein Jahr später sank diese Zahl auf nur noch 300, was einem Rückgang von 57 % entspricht. Die geringe Nachfrage nach Maserati-Fahrzeugen in Deutschland könnte auf die hohen Anschaffungskosten zurückzuführen sein, die je nach Modell derzeit zwischen 64.490 Euro und 187.288 Euro liegen. (2)

 

Welche Farbtrends dominierten Deutschlands Straßen im letzten Jahr?

Grüne Autos gewinnen zunehmend an Beliebtheit, obwohl sie nach wie vor die zweitseltenste Autofarbe in Deutschland sind. Zwischen Januar und Juni 2023 wurden in Deutschland knapp 31.940 grüne Fahrzeuge zugelassen. Im darauffolgenden Jahr stieg diese Zahl auf etwas über 42.000, was einem Zuwachs von 31,51 % entspricht.


Graue Autos sind nicht nur die bevorzugte Autofarbe in Deutschland, sondern verzeichneten auch den zweitgrößten Zuwachs bei den Neuzulassungen. Die Anzahl der neu zugelassenen grauen Fahrzeuge stieg im vergangenen Jahr um 10,20 %, von 442.372 zwischen Januar und Juni 2023 auf 487.492 im gleichen Zeitraum des darauffolgenden Jahres.


Am stärksten an Beliebtheit verloren hat die Farbe Orange, mit einem Rückgang von 41,69 %. In der ersten Jahreshälfte 2023 waren in Deutschland 12.440 orangefarbene Fahrzeuge zugelassen. Ein Jahr später sank diese Zahl auf nur noch 7.254, womit Orange deutlich die am wenigsten gefragte Autofarbe in Deutschland ist.


Die Entwicklungen bei beliebten Fahrzeugklassen

Trotz ihrer nach wie vor geringen Beliebtheit in den Jahren 2023 und 2024 haben Minivans im letzten Jahr den größten Popularitätszuwachs verzeichnet. Im Juni 2023 wurden in Deutschland etwas mehr als 1.540 Minivans zugelassen. Ein Jahr später stieg die Zahl auf fast 2.320, was einem Anstieg von 50,49 % entspricht. Modelle wie der Honda Odyssey, der Chrysler Pacifica und der Kia Carnival zählen zu den besten verfügbaren Minivans auf dem Markt.


Auch die Kompaktklasse erlebte im letzten Jahr einen deutlichen Beliebtheitsschub und behauptet sich als zweitbeliebteste Fahrzeugklasse in Deutschland. Im Juni 2024 wurden 61.690 Fahrzeuge der Kompaktklasse zugelassen, während es im Vorjahr noch knapp 43.880 waren – ein Anstieg von 40,59 %. Zu den gefragtesten Modellen in dieser Kategorie gehören der Toyota Corolla, der Volkswagen Golf und der Mazda3.


Die Oberklasse hingegen verzeichnete den größten Rückgang in der Beliebtheit. Der Kauf von Luxusfahrzeugen scheint in Deutschland rückläufig zu sein, was möglicherweise auf die hohen Inflationsraten der letzten Zeit zurückzuführen ist. Im Juni 2023 wurden in Deutschland 3.255 Oberklassewagen zugelassen, ein Jahr später waren es nur noch knapp 2.000 – ein Rückgang von 38,65 %. Da die Inflationsraten im vergangenen Jahr allmählich gesunken sind, könnte dies in naher Zukunft zu einem Wiederanstieg bei den Zulassungen von Luxusfahrzeugen führen.


Die Entwicklung der Kraftstoffnachfrage

Alle Kraftstoffarten in Deutschland haben seit dem ersten Halbjahr 2023 an Beliebtheit gewonnen – mit einer Ausnahme. Hybridfahrzeuge verzeichneten den größten Anstieg, mit einer Zunahme von 12,49 %. Zwischen Januar und Juni 2023 wurden in Deutschland über 403.140 Hybridautos zugelassen, ein Jahr später stieg diese Zahl auf 453.515.


Die Kombination aus Benzin und Diesel bleibt die am häufigsten gewählte Kraftstoffart in Deutschland, mit 825.930 Neuzulassungen im Zeitraum von Januar bis Juni 2024. Im Vergleich dazu wurden im gleichen Zeitraum des Vorjahres über 765.210 Fahrzeuge dieser Kategorie neu zugelassen, was einem Zuwachs von 7,93 % entspricht.


Elektroautos sind die einzige Kraftstoffart, die an Beliebtheit verloren hat. In der ersten Jahreshälfte 2023 wurden in Deutschland über 220.240 Elektroautos zugelassen. Diese Zahl sank jedoch im darauffolgenden Jahr auf 184.125, was einem Rückgang von 16,40 % entspricht. Ein möglicher Grund dafür könnte die Kürzung von Subventionen sein, die Anfang Januar 2024 in Kraft trat. (3)