Zu teuer, zu umständlich, zu gefährlich – noch immer halten sich viele Vorurteile gegenüber E-Autos. Wir gehen 5 häufigen Mythen auf den Grund und klären, was wirklich dran ist
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08.12.2021
Tatsächlich liegt der nominelle Kaufpreis von E-Autos deutlich über dem von Verbrennern. Diesen Rückstand holen viele Elektroautos aber rasch auf: dank staatlicher Förderung, steuerlichen Erleichterungen und niedrigeren Betriebskosten.
Kostentreiber bei der Herstellung von E-Autos ist vor allem die Batterie. Doch dieser finanzielle Startnachteil schwindet allmählich dank steigender Stückzahlen und verbesserter Technologien. Und mit der Nutzungszeit überholen die meisten Elektroautos die Verbrenner ohnehin in der Kostenbilanz. So zahlen E-Auto-Fahrer pro Kilometer nicht einmal halb so viel für Strom wie Fahrer von Benzin- oder Diesel-PKW für fossilen Kraftstoff.
Ein weiterer Kostenvorteil von E-Autos sind die niedrigeren Wartungskosten. So braucht ein Stromer keinen Ölwechsel und hat keine typischen Verschleißteile wie Keilriemen oder Zündkerzen.
Unterm Strich lohnt sich schon heute bei vielen Modellen der elektrische Antrieb gegenüber dem Verbrenner-Pendant. Das zeigt auch diese Auswertung des ADAC.
Mit leerem Akku auf halber Strecke liegen bleiben? Diese Reichweitenangst ist in den allermeisten Fällen unbegründet. Die Batteriekapazität heutiger Elektroautos schwankt je nach Modell. Mit ausdauernden E-Autos lassen sich bereits 500 Kilometer und mehr mit nur einer Akkuladung zurücklegen. Laut einer Studie von Eurostat legen Autofahrer in Deutschland pro Tag durchschnittlich 36,9 Kilometer mit ihrem Auto zurück. Die Reichweite von Elektroautos ist also absolut alltagstauglich.
Besonders stark ausgeprägt ist die Reichweitenangst gegenüber dem Fahren von Elektroautos im Winter. Ja, die Kälte und die Heizung haben einen Einfluss auf die Reichweite. Der ist aber gar nicht so groß und lässt sich mit ein paar einfachen Tricks reduzieren. Welche das sind? E-Auto: Tipps & Tricks für die Winterzeit
Und was ist bei langen Fahrten etwa im Urlaub? Wenn es ums Nachladen geht, kommen die öffentliche Ladestationen ins Spiel.
Die meisten Besitzer von Elektroautos laden im Regelfall bequem zu Hause oder am Arbeitsplatz. Damit kommen sie gut durch den Alltag. Aber früher oder später ist wohl jeder E-Auto-Fahrer auch mal auf öffentliche Ladestationen angewiesen.
Laut dem Verband der Automobilindustrie (VDA) gibt es in Deutschland knapp 49.000 öffentlich zugängliche Ladepunkte (Stand Oktober 2021). Davon sind rund 7000 Schnellladepunkte – besonders hilfreich bei längeren Strecken. Die gute Nachricht: Jede Woche kommen rund 250 öffentliche Ladepunkte neu hinzu. Die schlechte Nachricht: Laut dem VDA geht der Ausbau nicht schnell genug.
Das zeigt sich, wenn der VDA die Anzahl der Ladestationen ins Verhältnis zu den zugelassenen Elektroautos setzt – also wie viele E-Autos sich theoretisch eine Ladesäule teilen. Hier liegt Deutschland im europäischen Vergleich nur im unteren Mittelfeld. Die Spitzenplätze nehmen die Niederlande, Norwegen und Schweden ein. Schlusslichter sind Litauen, Rumänien und Griechenland.
Die Ladezeit hängt von mehreren Faktoren ab, unter anderem von den technischen Gegebenheiten des Autos selbst sowie von der Art der Ladestation. An der heimischen Haushaltssteckdose kann es durchaus eine Nacht lang dauern, bis ein leerer Akku wieder vollständig aufgeladen ist. Schneller geht es mit Wallboxen. Diese fest installierten Ladestationen für zuhause oder für die Firmengarage haben eine bis zu zehnmal höhere Ladeleistung. Damit benötigt der gleiche Ladevorgang nur noch wenige Stunden. Eine ähnliche Ladezeit erreichen öffentliche Wechselstrom-Ladesäulen.
Noch schneller geht es an öffentlichen Gleichstrom-Schnellladesäulen. Hier genügt oft eine halbe Stunde, um den Akku für mehrere hundert Kilometer zu laden. Allerdings ist Schnellladen vergleichsweise teuer und strapaziert auf die Dauer den Akku.
Sind die Batterien nicht leicht entflammbar? Und kann man beim Laden im Regen einen elektrischen Schlag bekommen? Solche Sorgen treiben noch immer viele E-Mobilitäts-Skeptiker um. Doch sie sind unbegründet. Elektroautos garantieren ein Höchstmaß an Sicherheit – wie alle zugelassenen Fahrzeuge.
So haben zahlreiche Crashtests gezeigt, dass E-Auto-Batterien selbst bei schwersten Unfällen nicht Feuer fangen. Faktisch ist die Brandgefahr bei einem Verbrennungsmotor und gefülltem Tank viel höher als bei Elektroautos. Außerdem besteht weder für die Insassen noch für Rettungskräfte die Gefahr, einen Stromschlag zu erleiden. Denn nach einem Unfall wird der Stromfluss der Batterie sofort unterbrochen.
Mit normgerechten Akkus und Ladestationen birgt auch das Laden bei Regen kein Risiko. Strom fließt nur, wenn der Ladestecker vollständig eingeführt und somit der Kontakt hergestellt ist. Und Elektroautos sind vor einem Blitzschlag ebenso gut geschützt wie herkömmliche Fahrzeuge. Das Prinzip des Faradayschen Käfigs funktioniert bei beiden.
Es ist wohl nur allzu menschlich, neuen Technologien mit einer gewissen Skepsis zu begegnen. Doch im Fall der Elektromobilität erweisen sich die vielen Vorbehalte als unbegründet. Außerdem: Die meisten Elektroauto-Mythen verlieren mit der Zeit immer mehr an faktischer Grundlage. So wird das Netz an Ladestationen weiter wachsen und die Reichweite von Elektroautos nimmt beständig zu.